Ursus & Nadeschkin

Tagebuch

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January

20.01.2025

Wie geigt das zusammen? © Schaffhauser Nachrichten

Wie geigt das zusammen? © Schaffhauser Nachrichten

Beethoven, in Moll, auch in Dur – und stumm Ein Sinfonieorchester, eine Fünfte und ein Komikerpaar auf der Bühne des Stadttheaters. Wie geigt das zusammen? Mit oder ohne Fugen?

SCHAFFHAUSEN.
Nach gut zwei Stunden Ursus & Nadeschkin, Sinfonieorchester Camerata Schweiz und mit einer agilen Di­rigentin Graziella Contratto am letzten Freitag darf, kann, ja muss man sich die Frage stellen: Unterhaltung, Kunst, Schalk oder ein Potpourri von alledem? Es ist alles, aber noch viel mehr ein Gesamtkunstwerk, nämlich aus Tönen, Sprache, Rap, Pan­tomime, Zeitumkehr, Verwi­schung der Rollen sowie be­redter Stille unter einer genialen Dramaturgie.

Stumm tasten sich eingangs U & N zwischen den im Halb­rund stehenden Stühlen des Orchesters vor, nehmen da und dort Platz, bis die ersten Instru­mentalisten zu ihren Plätzen schreiten, exakt dorthin, wo die beiden Vielgefeierten sitzen. Platzwechsel also, das Spiel wiederholt sich, weitere zwei Musiker nähern sich. Wieder juckt das Paar erschreckt auf, je­doch unnötigerweise, denn jene steuern auf benachbarte Plätze zu.
Der erste Sketch sitzt – buch­stäblich. Haben einmal alle Mu­
sikerinnen und Musiker ihren Platz im Orchester, Graziella Contratto am Dirigentenpult, U & N ihre Zuhörerplätze am lin­ken Bühnenrand gefunden, steht der Wiedergabe des ersten Sat­zes Beethovens Fünfter nichts mehr im Weg. Gebannt verfol­gen sie, wie Contratto mit dem Taktstock ihren Musizierenden präzise Einsätze zu den welt­berühmten ersten Tönen «Da­ Da­Da­Dam» vermittelt, mit schlangenförmigen Körperbe­wegungen zu wunderschönen Kantilenen anspornt. Während­ dessen blättert sie ab und zu eine Seite der Partitur vor und zurück, ohne die Noten auch nur eines Blickes zu würdigen.

Gestenreiche Wende

Nach dem ersten Satz outen sich U & N als Kunstvermittler, Ur­sus: «Wir kitten die Fugen zwi­schen den Spielenden und dem Publikum.» Dass alle auf dem Podium das Konservatorium ab­ solviert haben, hatten sich U & N eben ausdrücklich versichern lassen, woraus sich flugs ein Dis­put zwischen den beiden und der Dirigentin entwickelt über das Ende des «Da­Da­Da­Dam»­ Satzes und dessen Gliederung in Exposition, Durchführung, Re­prise und Coda.
Sprung abrupt zu vielen an­ dern Komponisten, die Ursus zu kennen prahlt. Hilfe bietet Nadeschkin über die Dirigentin hinweg pantomimisch, etwa mit weiten Wischbewegungen der rechten Hand. Ursus erleichtert: «Maler», meint natürlich Mah­ler. Contratto dozierend: «Die Sinfonie ist in c­Moll», Ursus: «Kann man die auch in Dur spielen?» Jene hebt den Takt­ stock, und prompt ertönt das Intro so, wie es wohl noch nie erklungen ist mit einer grossen Terz abwärts, also in C-Dur. «Und warum nicht», so Nadesch­kin, «rückwärts?» Das Orchester gehorcht, spielt makellos die ganze Exposition rückwärts. Um­werfend. Wenn gegen Schluss des Abends U & N rätseln, ob man das Stück so spielen könn­te, wie es der gehörlose Beetho­ven wahrgenommen hätte. Da jetzt die Geigen, Bratschen und Celli ihre Bögen von den Saiten abheben, die Bläser Ihre Instru­mente nur noch hohl klingen lassen, dann weicht der Schalk abrupt einem erstarrenden Schaudern, reizt zum Weinen.
Nach und nach schliessen die drei Protagonisten auch das Publikum ein, schwanken, ani­mieren es zum Nachahmen. Es gehorcht, schaukelt wie auf Volksfestbänken. Das Orchester macht mit. Stürmischer Applaus. Ein Gesamtkunstwerk.

Text: Johannes von Arx
Foto: Selwyn Hoffmann

18.01.2025

Eine Stückkritik! - was für eine Freude/Seltenheit!

Eine Stückkritik! - was für eine Freude/Seltenheit!

©Lichtensteiner Vaterland 18.Jan 2025 

Beethovens «Tätätätaa» mal anders
Das erste TAK Vaduzer Weltklassik-Konzert bringt «Im Orchester graben» auf die Bühne.

Beethoven-Fans mussten sich warm anziehen. 
von Julia Kaufmann
 
Im Vaduzer Saal wurde am Donnerstag nicht nur gestrichen, geblasen, getrommelt und dirigiert. Sondern auch gegraben!Das Sinfonieorchester Camerata Schweiz stand unter der Leitung von Dirigentin Graziella Contratto nämlich nicht alleine auf der Bühne. Zwei «Botschafter der Musik» gesellten sich dazu: Das Komiker-Duo Ursus und Nadeschkin, das für eine lustvolle Kollision zwischen Komik und Klassik sorgte und die Konzertbühne in ein Tummelfeld der wahnwitzigsten Experimente verwandelte. Somit wurde dem Publikum im ausverkauften Saal das wohl humorvollste und zugleich lehrreichste Klassikkonzert geboten, das bisher in Vaduz aufgeführt wurde: Denn wer hat schon einmal wahrend Beethovens finfter Sinfonie laut gelacht, bereits nach dem ersten Satz kräftig applaudiert oder gar in voller Lautstärke das ikonische viertönige Motiv «Tätätätaa» im Konzertsaal mitgesummt? 

Klassische Musik mit Humor neu entdecken«Im Orchester graben» hat während fünf Staffeln und 74 Vorstellungen in der ganzen Deutschschweiz bereits mehr als 80 000 Gäste begeistert. Im vergangenen September sollte das Konzerttheater zum letzten Mal aufgeführt werden - doch plötzlich haben sich weitere (Konzerthaus-)Türchen geöffnet, weshalb die Erfolgsproduktion Anfang 2025 eine Ehrenrunde dreht und erneut zu erleben ist.Unter anderem wollte sich das TAK die Chance nicht nehmen lassen, dabei zu sein, wenn Klassik und Komik auf der Bühne aufeinander treffen und gemeinsam im Orchester graben. Während Ursus und Nadeschkin bereits mehrfach in Liechtenstein aufgetreten sind, war es für die Dirigentin eine Premiere. Schon vor Vorstellungsbeginn warnte Graziella Contratto augenzwinkernd: «Hardcore-Beethoven-Fans müssen sich warm anziehen!» Und sie sollte - im positiven Sinne - recht behalten. Das Konzert erlaubte es, klassische Musik, Komposition und Orchesterarbeit mit Humor völlig neu zu entdecken. So beruht die Grundidee der Produktion unter der Regie von Tom Ryser auch darauf, einen Weg zu finden, wie Hoch- und Niederkultur gemeinsam etwas erschaffen können. 

Hat jedes Publikum der Welt den ersten Satz im Ohr?
Während das Licht im Vaduzer Saal dunkler wird, gehen die Spotlights auf der Bühne an: 37 Stühle sind im Halbkreis um das Dirigentenpult angeordnet.Links am Bühnenrand stehen zwei weitere - das sogenannte «Botschafterbänkli» - auf denen Ursus und Nadeschkin in ihrem weissen beziehungsweise gelben Frack Platz nehmen sollen. Doch die beiden Botschafter der Musik denken nicht daran. Wortlos schlendern sie über die Bühne und inspizieren alles ganz genau. Aber immer dann, wenn sie sich auf einen der Stühle setzen, werden sie von den Orchestermusikerinnen und -musikern vertrieben, die nun nach und nach ins Scheinwerferlicht treten. Das Gelächter ist gross. Als Letzte betritt schliesslich Graziella Contratto die Bühne. So streng sie ihre Haare nach hinten gebunden hat, so eisern scheint ihre Persönlichkeit zu sein. Mit grimmiger Miene und ohne ein Wort zu sagen, hebt sie ihren Dirigentenstab und das Orchester gehorcht: Ein brachiales und gleichzeitig allen bekanntes «Tätätätaa» erklingt, bevor der erste Satz mit der kraftvollen Coda endet. So lange harren Ursus und Nadeschkin gerade noch auf ihren Stühlen aus.Doch dann springen sie hoch und applaudieren laut - das Publikum tut es ihnen gleich, während die Dirigentin sich erschrocken umschaut. «Sie dürfen die Sinfonie doch nicht unterbrechen», ruft sie entsetzt und bedauert, dass diese nun auseinandergebrochen sei. «Aber wir sind ja genau hier, um den grossen Graben zwischen klassischer Musik und dem Fussvolk zu schliessen», entgegnet Ursus während Nadeschkin ihm beipflichtet: «Die Fuge kitten!»Von der Dirigentin in die Schranken gewiesen, nehmen die Clowns eingeschüchtert wieder auf ihrem «Botschafterbänkli» Platz. Doch kaum mit dem zweiten Satz begonnen, nimmt Nadeschkin ihren ganzen Mut zusammen, stupst Contratto an und fragt: «Müssen Sie nicht noch einmal beginnen, wenn die Sinfonie auseinandergebrochen ist? Zudem hat das Publikum den ersten Satz längst wieder vergessen.»
Als Antwort erntet sie nicht nur einen bösen Blick, sondern die Dirigentin erklärt gereizt: «Jedes Publikum der Welt hat diesen ersten Satz im Ohr.»
Kurzerhand werden die Gäste aufgefordert, diesen zu summen.Doch nach dem «Tätätätaa» ist Schluss, dafür das Gelächter gross. Daraufhin entbrennt eine Diskussion darüber, ob sich Ursus und Nadeschkin auf den Abend vorbereitet haben. Sie bejahen, woraufhin Contratto ihr Wissen testet.
Die Zuschauer können einiges darüber erfahren, wie eine Sinfonie und ein Satz aufgebaut sind und wer Beethoven war. Manche Antworten sind gehaltvoll, andere einfach nur witzig, weshalb es Contratto irgendwann zu bunt wird und sie die Bühne verlässt.
Ursus wittert seine Chance, das Orchester selbst zu leiten. Doch das geht gehörig schief. Als die Dirigentin ihren Platz wieder eingenommen hat, haben die beiden Clowns längst neuen Mut gefasst, um weitere «Geht die Musik zurück auf Erwin-äh Darwin?» und «War der Urknall eher ein Dur-Knall oder ein Moll-Knall?»
Das Orchester verabschiedet sich zwischenzeitlich in die Pause und die bis anhin eiserne Dirigentin taut langsam auf... 

Beethoven rückwärts und in C-Dur gespielt
Im zweiten Teil des Konzertabends steht die Dirigentin zunnächst am Keyboard und spielt ein Medley aus Nena, Falco und Abba. Ursus und Nadeschkin wie auch das gesamte Orchester stimmen mit ein. Auf der Bühne ist Party angesagt. Plötzlich sagt Contratto: «Ich möchte jetzt gerne wieder zurück zu Beethoven.»
Gesagt, getan. Doch statt die gewohnten Klänge zu spielen, schlagen die Clowns vor, den ersten Satz zuerst rückwärts und dann in C-Dur zum Besten zu geben. Völlig übermütig beginnen Ursus und Nadeschkin schliesslich ganz wild zu «tüüschlä». Sie setzen der Pauke etwa die Noten der ersten Geige vor und dem Horn jene des Cellos. «Das wird super», sind sich die Clowns einig. Doch je länger gespielt wird, desto mehr Musikerinnen und Musiker verlassen ihre Plätze und legen die Notenblätter - im Gehen spielend - dahin zurück, wo sie hingehören.
Somit erklingt zum grossen Finale doch noch die «richtige Version» der fünften Sinfonie.

Schauspielerisches Talent und viel Humor
Bei diesem Konzerttheater treffen Künstlerinnen und Künstler aufeinander, die Weltklasseformat besitzen. Die Orchestermusikerinnen und -musiker überzeugen nicht nur mit ihrem begnadeten Spiel, sondern beweisen auch Humor und schauspielerisches Talent.Über Letzteres verfügt auch Graziella Contratto nicht zu wenig. Es ist erstaunlich, wie gut sie die eiserne Dirigentin spielt, ohne eine Miene zu ver-ziehen. Schliesslich verzaubern Ursus und Nadeschkin das Vaduzer Publikum mit ihrem gewohnt einzigartigen Stil, der auch in dieser Produktion Elemente von Slapstick, Wortwitz, Theater, Pantomime und absurdem Humor verbindet.Somit hat es «Im Orchester graben» auch in Vaduz geschafft, dass alle Gäste im Saal - ob sie von Klassik eine Ahnung haben, oder auch nicht - etwas Lernen können und vor allem Spass haben.

14.01.2025

Kurzgedicht:

Kurzgedicht:

Das neue Jahr geht los mit IM OCHESTER GRABEN,
mit Texte lernen und mit Tourbus laden!

01.01.2025

Neues Jahr – Neue Aussicht

Neues Jahr – Neue Aussicht

Die Uraufführung von unserem neusten Programm ist zwar erst im Juni, aber dafür am proben, texten und fotografieren sind wir längst. Hier im Bild sieht man uns grad in einer Fotografier-Pause wegen Raffael Soppelsa an der Kamera.

...und dann noch ein Text-Fundstück aus Uraltzeiten:
Neujahrswünsche des Pfarrers von St.Lamberti in Münster 1863.
Die sind nämlich erstaunlich aktuell!

«Herr, setze dem Überfluss Grenzen
Und lass die Grenzen überflüssig werden.
Lasse die Leute kein falsches Geld machen,
aber auch das Geld keine falschen Leute.
Nimm den Ehefrauen das letzte Wort
Und erinnere die Ehemänner an ihr erstes.
Schenke unseren Freunden mehr Wahrheit
Und der Wahrheit mehr Freunde.
Bessere solche Beamten, Geschäfts- und Arbeitsleute,
die wohl tätig, aber nicht wohltätig sind.
Gib den Regierenden ein besseres Deutsch
Und den Deutschen eine bessere Regierung.
Herr, sorge dafür, dass wir alle in den Himmel kommen.
Aber nicht sofort!»