Tagebuch

Der diesjährige Schweizer Kleinkunstpreis geht an unsere lieben Freunde I BACCALÀ CLOWN!

Wie wunderbar!

Endlich wird wieder mal die Poesie ins Bühnenlicht gerückt!
Endlich preist man im oft so lauten Unterhaltungsrummel die stillere Kunst.
Endlich sind es mal wieder die Clowns, die wichtig werden, denn diese Wahl ist ein Bekenntnis zu poetischem Clown-Theater, das längst chancenlos auf dem Schweizer Markt geworden ist. Pessi und Fassari sind Weltstars und hierzulande grosse Unbekannte.

Hier im Bild suchen Camilla & Simone nach den passenden Worten direkt nach der Ehrung, beim ihrem ersten Radiointerview.
...keine leichte Aufgabe für die zwei Mimen ;-)!

P.S. Ganz hinten im Dunkeln freut sich Hanspeter Müller-Drossaart, als Moderator der Preisgala, mit den beiden mit!

Heute Abend spielen Ursus & Nadeschkin im Schweizer Farbfernsehen zu zweit gegen Hundert in der Sendung 1 gegen 100.
Damit alles klappt, sind mindestens 20 weitere Menschen am Start. (siehe Teamfoto)

Vor der Sendung werden wir vom Redaktor freundlich darauf hingewiesen, dass dies die Jubiläumssendung - sprich: GANZ EINE WICHTIGE ist, die darum mindestens 50 Minuten dauern, und ausserdem unterhaltsam und spontan sein muss!

Keine einfache Aufgabe, wenn man bedenkt, dass man in diesem Spiel mit einer einzigen falschen Antwort sofort rausfliegt...

Dass man in so einem Fall nicht das eigene, sondern Spendegelder in fünfstelliger Höhe verspielt, macht die Situation noch vertrackster! Kein Wunder tönt plötzlich alles schwieriger als sonst.
Zum Glück hat uns Susanne Kunz nicht nach unseren Namen gefragt ;-)!

Es ist ein völlig anderes Gefühl, selber nicht mehr im hellen Bühnenlicht zu stehen, sondern im Hintergrund das Geschehen zu lenken. Als Regisseurin im Grips Theater hat Nadeschkin ganz neu ein relativ grosses Team zu leiten. Da warten nicht nur die SchauspielerInnen, sondern auch die Regieassistenz, die Dramaturgin, die Theaterpädagogin, die Kostümfrau, die Maskenbildnerin, der Autor und der Techniker auf die nächste Idee und Ansage vom Chef, bezw. der Chefin.
Eine Rolle, bei der man sich im Vorfeld genau überlegen muss, wie man in Erscheinung treten will.
So wählte Nadja für diese ersten, entscheidenden und intensiven Probetage in Berlin als Outfit die graue, schlaue Maus! Und das war perfekt!

Selten - aber doch ab und zu - strecken wir in unserer Spielpause die Köpfe zusammen, brainstormen und skizzieren unsere Zukunft.

Heute zum Beispiel, entscheiden wir uns für ein wunderbares Duo, welches Nadeschkin im Januar in Paris beim CIRQUE DE DEMAIN FESTIVAL entdeckt hat, und das uns auf «Perlen, Freaks & Special Guests Tour 2017» begleiten soll.
Bettina Tamò, unsere treue Produktionsleitung, präsentiert uns bei der Gelegenheit eine neue, absolut perfekte Tourneevariante, und erinnert uns daran, dass wir für den geplanten Neustart neue Fotos, und vor allem neue Kostüme brauchen...
...und sofort ist klar: Wir werden weiterhin selten - aber doch ab und zu - unsere Köpfe zusammenstrecken, und uns dabei wundern, wie viel es eben doch zu tun gibt, wenn man doch eigentlich gar nichts tut...

Eine Auszeit macht aus Arbeiten, die im normalen Tourneealltag stören, zweitrangig sind, oder einfach nur nerven, Dinge, die man plötzlich gerne erledigt.
Das macht glücklich, weil es die Zeit, die man sich extra für «Unnötiges» und «Unwichtiges» genommen hat, tatsächlich auch gibt!

Aus der Serie «Sinnlos, oder was die Welt nicht braucht» haben wir heute zum Beispiel unserem Zeitungsarchiv die längst fällige Ordnung verpasst: Beim Sortieren der U&N-Titelblätter aus einem geschätzten viertel Jahrhundert, sammelten wir Lead's, die uns gefielen, und bauten daraus eine keline, total unvollständige, irgendwie lustige Liste:

— Manchmal ist gut einfach gut
— Zwei ungleiche Zwillinge
— Zusammen sind wir mehr als zwei
— Zwei, die aus dem Rahmen fallen
— Eine dauerhafte Notlösung
— Frech witzig und gescheit
— Zwei Clowns wie Pech und Schwefel
— Die Doppelbindungspraktiker
— Montagswanderer
— Professionell und doch ungeschliffen
— Neue Formen des clownesken Antagonismus
— In dem Kürzli liegt das Würzli
— Macht süchtig