Tagebuch

Es ist ein völlig anderes Gefühl, selber nicht mehr im hellen Bühnenlicht zu stehen, sondern im Hintergrund das Geschehen zu lenken. Als Regisseurin im Grips Theater hat Nadeschkin ganz neu ein relativ grosses Team zu leiten. Da warten nicht nur die SchauspielerInnen, sondern auch die Regieassistenz, die Dramaturgin, die Theaterpädagogin, die Kostümfrau, die Maskenbildnerin, der Autor und der Techniker auf die nächste Idee und Ansage vom Chef, bezw. der Chefin.
Eine Rolle, bei der man sich im Vorfeld genau überlegen muss, wie man in Erscheinung treten will.
So wählte Nadja für diese ersten, entscheidenden und intensiven Probetage in Berlin als Outfit die graue, schlaue Maus! Und das war perfekt!

Selten - aber doch ab und zu - strecken wir in unserer Spielpause die Köpfe zusammen, brainstormen und skizzieren unsere Zukunft.

Heute zum Beispiel, entscheiden wir uns für ein wunderbares Duo, welches Nadeschkin im Januar in Paris beim CIRQUE DE DEMAIN FESTIVAL entdeckt hat, und das uns auf «Perlen, Freaks & Special Guests Tour 2017» begleiten soll.
Bettina Tamò, unsere treue Produktionsleitung, präsentiert uns bei der Gelegenheit eine neue, absolut perfekte Tourneevariante, und erinnert uns daran, dass wir für den geplanten Neustart neue Fotos, und vor allem neue Kostüme brauchen...
...und sofort ist klar: Wir werden weiterhin selten - aber doch ab und zu - unsere Köpfe zusammenstrecken, und uns dabei wundern, wie viel es eben doch zu tun gibt, wenn man doch eigentlich gar nichts tut...

Eine Auszeit macht aus Arbeiten, die im normalen Tourneealltag stören, zweitrangig sind, oder einfach nur nerven, Dinge, die man plötzlich gerne erledigt.
Das macht glücklich, weil es die Zeit, die man sich extra für «Unnötiges» und «Unwichtiges» genommen hat, tatsächlich auch gibt!

Aus der Serie «Sinnlos, oder was die Welt nicht braucht» haben wir heute zum Beispiel unserem Zeitungsarchiv die längst fällige Ordnung verpasst: Beim Sortieren der U&N-Titelblätter aus einem geschätzten viertel Jahrhundert, sammelten wir Lead's, die uns gefielen, und bauten daraus eine keline, total unvollständige, irgendwie lustige Liste:

— Manchmal ist gut einfach gut
— Zwei ungleiche Zwillinge
— Zusammen sind wir mehr als zwei
— Zwei, die aus dem Rahmen fallen
— Eine dauerhafte Notlösung
— Frech witzig und gescheit
— Zwei Clowns wie Pech und Schwefel
— Die Doppelbindungspraktiker
— Montagswanderer
— Professionell und doch ungeschliffen
— Neue Formen des clownesken Antagonismus
— In dem Kürzli liegt das Würzli
— Macht süchtig

Was tun Ursus & Nadeschkin hier bei 1 gegen 100?
Und wo sind all die anderen?
Fragen über Fragen.
Und wie jedes Mal gibt's drei Antworten zur Auswahl:

a) Paris
b) Rot
c) Mürbeteig

Wenn man seit 28 Jahren als Clown und Komikerin unterwegs ist, ist es nicht immer einfach, etwas ganz anderes zu tun. Nicht weil einem der Mut für das Andere, Neue fehlt, sondern weil man von der Öffentlichkeit in genau diese Schublade gesteckt wird, für die man bekannt wurde. Logisch.

Wo nun aber Nadeschkin heute Morgen ihre zwei Freunde getroffen hat, war sofort klar: Denen gehts im Vergleich zu ihr, deutlich schlechter! Ihre beiden abgedrehten Kumpels aus «The Force Awakens» kümmern sich jetzt nämlich bis zum nächsten Star Wars Dreh um die Abwartung auf Schloss Lenzburg... und werden hier irgendwie gar nicht richtig ernst genommen...