Ursus & Nadeschkin

Tagebuch

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15.12.2008

© Aargauer Zeitung / MLZ - HUMOR-FESTIVAL-AROSA

© Aargauer Zeitung / MLZ - HUMOR-FESTIVAL-AROSA

Kultur: Viel diskutierte Erneuerung

Am Samstagabend ging in Arosa das 17. Treffen der Humor-Szene zu Ende. Die Bilanz fällt unterschiedlich aus.
Florenz Schaffner, Arosa

Wer in den letzten zehn Tagen zum ersten Mal das Humor-Festival besuchte, hat es genossen. Das märchenhaft verschneite Zirkuszelt mitten im Skigebiet, die überwiegend guten Darbietungen der Künstler und der romantische Heimweg durch die Winterwunderwelt ins Dorf sind einmalig. Einmalig ist auch, wie unterschiedlich die Fazite zur 17. Austragung ausfallen.

Auf der einen Seite Stammgäste, Stammkünstler, Medienleute und ehemalige Mitglieder des Organisationskomitees, von denen viele von der Neuauflage enttäuscht sind und mit Kritik nicht sparen. Auf der anderen Seite das neu formierte Team unter Tourismusdirektor Pascal Jenny (siehe Interview), neue Gäste und neue Künstler, die die Faszination des «alten Festival» unter Martin Vincenz nicht erlebt haben.

Die «Neuen» sprechen von einem durchschlagenden Erfolg. Sie hätten von allen Seiten nur positive Feedbacks bekommen › auch zur im Vorfeld kritisierten Programmierung. Nicht so Urs Wehrli von Ursus & Nadeschkin. Das Duo hat in den vergangenen Jahren wesentlich zur Reputation des Anlasses beigetragen. Wehrli sagte dieser Zeitung: «Aus künstlerischer Sicht muss ich leider feststellen, dass das Festival an Niveau verloren hat. Interessante Entdeckungen und inspirierende Begegnungen fehlten mir nicht nur programmlich, sondern auch im Umfeld. Nach einigen Tagen stellte ich mit Schrecken fest, dass es mir langweilig wurde. Etwas, das mir noch nie passiert ist.»

Nochmals anders sieht es Caspar Fierz, der verantwortliche Redaktor für die Aufzeichnungen des Schweizer Fernsehens: «Wir haben drei abwechslungsreiche Sendungen zusammenstellen können. Weil wir in jeder Sendung verschiedene Genres, Männer und Frauen, Schweizer und Ausländer, aber auch grosse Namen zeigen möchten, wäre aber künftig bei der Auswahl der Künstler eine engere Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen hilfreich.» Und was meint der Comedy-Kenner generell zum Angebot? «Es gab Programme, die beim Publikum in kürzerer Form besser angekommen wären. Und es gab Künstler, die ich gerne in einem intimeren Rahmen gesehen hätte, zum Beispiel Carmela de Feo.»

In der Tat: De Feo fühlte sich nach dem Auftritt im halb leeren Zelt todunglücklich › verheizt. Auch wenn das die Organisatoren anders wahrgenommen haben.

Auch zum Stichwort verheizen gab es konträre Meinungen: Für Slam-Poet Gabriel Vetter und seine Kollegen von SMAAT kamen leider nur knapp hundert Leute auf den Berg. «Trotzdem ein einmaliges Erlebnis, richtig geil, hier aufzutreten», fand Vetter.

Apropos Zuschaueraufmarsch: Frank Baumann, der neue künstlerische Leiter, triumphiert mit dem neuen Zuschauerrekord von 13 200. Andere hingegen weisen besorgt darauf hin, dass die durchschnittliche Belegung im riesigen Zelt unter 60 Prozent lag und damit massiv tiefer als letztes Jahr war. Die Meldung über den Zuwachs von 10 Prozent wird relativiert, wenn man bedenkt, dass der Zuschauerzuwachs im Vorjahr 22 Prozent betrug.

Nicht bewahrheitet haben sich die Befürchtungen bezüglich Logistik. Lästig waren nur die Umplatzierungen kurz vor Vorstellungsbeginn, wenn die Besucher allzu verstreut im mehrheitlich nicht ausverkauften Zelt sassen. Sonst aber waren sich zum Festivalschluss alle einig darüber, dass die Atmosphäre im Zelt äusserst angenehm war. Trotz den neu täglich drei Vorstellungen klappte auch die Organisation hinter den Kulissen gut. Michael Eugster, langjähriger Zeltchef und Schneetöfftaxifahrer für die Künstler, dazu: «Ich kann mich nicht erinnern, je eine so unaufgeregte und gute Stimmung im Team gespürt zu haben wie dieses Jahr.»

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